ABS/NBS Hanau - Fulda - Erfurt / Aschaffenburg – Nantenbach

Projektbezeichnung: ABS/NBS
Bundesland: Hessen + Bayern
Zeitraum: 2013 - fortlaufend (Stand 1. Semester 2021)
Projektdossier: ABS-NBS.pdf 
Karten + Info:   Infomaterial-ABS-NBS.pdf

Einführung:

Bei Stadtallendorf und dem Dannenröder Forst führt die geplante A49 durch ein Trinkwasserschutzgebiet, Zone I und Zone II, und unmittelbar entlang mehrerer dort befindlicher Trinkwasserbrunnen, die in Mittelhessen rund 500.000 Bürger*innen mit Trinkwasser versorgen.

Hinzu kommt, dass das Trinkwasserschutzgebiet immer noch mit Altlasten durch das Sprengstoffwerk Stadtallendorf aus der NS-Zeit zu kämpfen hat. Das Durchdringen von belasteten Partikeln aus kontaminiertem, oberflächennahem Wasser in Grundwasserschichten wird mittels eines komplexen Schutzsystems verhindert. Der Trinkwasserschutz ist gerade hier von besonderer Bedeutung, die Auswirkungen der geplanten A49 auf die Wasserqualität wurde im Fachgutachten zu den Wasserrahmenrichtlinien der ahu GmbH untersucht, allerdings konnte RegioConsult erhebliche Mängel im dem betreffenden Gutachten nachweisen

Aufgabenstellung:

2013
Die Initiative pro Spessart e.V. (IPS) stellte auf Rat der Firma RegioConsult einen Antrag bei der DB Netz AG zur Einsicht des aktuellen Planungsstand, da seit 2003 keine weiteren Planungsschritte veröffentlicht wurden.
Für das weitere Vorgehen der IPS gegen die Nordspessartspange wurde RegioConsult um eine strategische Beratung gebeten und mit der Sichtung und Kontrolle der Planungsunterlagen beauftragt. Zusätzlich wurde eine Befahrung des Korridors der Nordspessartspange zur Erkundung ökologische Problempunkte durchgeführt, um inhaltliche Angriffspunkte zu identifizieren.

2014 - 2018
Teilnahme von RegioConsult an der Bürgerinformationsveranstaltung, bei der allgemeine Informationen zum Planungsstand aufgezeigt und die weitere Bürgerbeteiligung geplant wurde.
Herr Schreiber, Bürgermeister von Jossgrund, beauftragte RegioConsult Ihn in den Sitzungen der Arbeitsgruppe „Verkehrliche Konzeption Hanau – Gelnhausen“ des Dialogforums zu vertreten.
RegioConsult nahm für die IPS an den Sitzungen des Dialogforums (Bürgerbeteiligung und Vorbereitung auf das ROV) teil, vermittelte zwischen DB Netz und den Konfliktparteien und führte Beratungen für die IPS und die Gemeinde Jossgrund auch in Form von Kurzstellungsnahmen durch.
2017: Durchführung einer Informationsveranstaltung zum ABS /NBS Hanau-Würzburg-Fulda mit Schwerpunkt auf das anlaufende Raumordnungsverfahren im Auftrag der Initiative pro Spessart

2018
Stellungnahme zur Variantenbewertung der DB Netze AG sowie dem Gutachten Dr. Hartlik, Dr. Wachter und Bosch & Partner als Präsentation für den Gutachteraustausch für das Dialogforum im Auftrag der Gemeinde Kalbach

2019
Abstimmungstermin zur Kombi-Streckenvariante im Raumordnungsverfahren um die ABS / NBS Hanau-Würzburg-Fulda im Auftrag der Gemeinde Kalbach 26.2.2019

2020
Teilnahme an einem Abstimmungstermin der Gemeinde Kalbach mit der DB Netz AG
Fachliche Stellungnahme zum Variantenvergleich sowie zur Auswirkungsprognose der Antragsvariante IV im Auftrag der Gemeinde Kalbach
Fachliche Stellungnahme zum Variantenvergleich sowie zur Auswirkungsprognose der Antragsvariante IV im Auftrag der Stadt Schlüchtern
Fachgutachterliche Stellungnahme für das ROV zur ABS/NBS Hanau-Fulda-Würzburg: Neubaustrecke Gelnhausen-Kalbach zur Variante VII für die Stadt Steinau
Sichtung der ROV-Unterlagen rund um die Belange der Stadt Bad Soden-Salmünster, Schwerpunktsetzung zu der Betroffenheit Siedlungsentwicklung bei der Antragsvariante IV.

Zwischen-Ergebnis:

Insgesamt wurde sieben Haupt- und mehrere Untervarianten (Streckenführung) von der DB Netz AG vorgestellt, die Deutsche Bahn entschied sich 2018 für die Variante IV als Vorzugsvariante, der Spessart wäre jedoch nur von Variante I, Variante II und Variante III betroffen gewesen. Die Variante I-III verletzten die Schutzgüter der Umwelt laut der Bahn jedoch zu sehr, um als vorzugswürdig gelten zu können. Somit wurde die Zusammenarbeit zwischen RegioConsult und der Initiative Pro Spessart und der Gemeinde Jossgrund beendet.

Da die Variante IV allerdings direkt durch die Gemeinde Kalbach verläuft, wandte sich diese an RegioConsult.  
Auch die Städte Bad Soden Salmünster, Steinau an der Straße und Schlüchtern wandten sich an RegioConsult, allerdings getrennt voneinander. Alle vier sind ebenfalls von der geplanten Neu- / Ausbaustrecke zwischen Hanau und Fulda betroffen.  

Während der fachgutachterlichen Stellungnahmen zum Variantenvergleich und der Auswirkungsprognose zur Antragsvariante IV konnten von RegioConsult erhebliche Fehler in der Sachverhaltsermittlung festgestellt werden:

Die Variante IV schneidet die ehemalige Basaltabbaufläche auf der Kreisabfalldeponie in Mittelkalbach an, wobei es zur Durchtrennung von Grundwasserschichten kommen kann. Auch die Hochspannungsleitung mit Umspannstation in Mittelkalbach wurde ignoriert.
Weiter fällt die Nicht-Berücksichtigung der Bauphase ins Gewicht, da sie die geplante Siedlungserweiterung in Mittelkalbach behindert und zum Entwicklungsstopp im Siedlungsbereich der Städte Steinau an der Straße und Schlüchtern führt. Der Schallschutz wurde außerdem im Raum Schlüchtern wegen nicht beachteter, zusätzlicher Siedlungsfläche für die Vorzugsvariante IV falsch ermittelt. Im Bereich Schlüchtern und Niederzell verläuft die Trasse IV zudem über mehrere Quellen, diese Betroffenheit des Schutzguts Wasser berücksichtigt die DB Netz AG in den ROV-Unterlagen nicht in korrekter Weise. Auf der anderen Seite setzt die Deutsche Bahn nicht existente Trinkwasservorranggebiete an.

Die anschließende Neubewertung der Varianten IV und VII ergibt, dass Variante VII sowohl in raumordnerischen Belangen als auch bei den Schutzgütern der Umwelt etwas besser abschneidet als Variante IV und nicht schlechter, wie von der DB Netz AG angenommen.
Über die Kombination von Variante V und Variante VII können die verbleibenden Nachteile der Variante VII weitgehend unterbunden werden. RegioConsult befürwortet deshalb eine Kombi-Variante, die über Variante VII führt und wie Variante V ab Flieden entlang der Bestandsstrecke durch Neuhof führt und in den Sulzhoftunnel einschleift.
Dadurch ergeben sich zusätzliche Vorteile: Neuhof hätte Anspruch auf erhöhte Lärmschutzwände, wodurch sich die Schallbelastung für Neuhof im Vergleich zum Null-Planfall reduzieren würde; der Freiraum zwischen Neuhof und Niederkalbach bliebe als Erholungs- und Freiraum erhalten; das Windenergievorranggebiet nordöstlich von Neuhof wird von einem Eingriff verschont; spätere Einbindung in die SFS mit 2 Tunnelröhren, sodass die NBS Gelnhausen - Fulda im Mischverkehr betrieben werden kann, und nicht wie im Planfall der DB Netz der Mischverkehr ab Kalbach stattfindet.

Kooperationen:

Planungsbüro für Städtebau göringer_hoffmann_bauer

Auftraggeber:

Initiative pro Spessart e.V. (IPS);
Gemeinde Kalbach;
Stadt Schlüchtern;
Stadt Steinau an der Straße;
Bad Soden Salmünster